Wenn es zum Leben nicht mehr reicht

Wenn es zum Leben nicht mehr reicht

Unser Leben hat sich signifikant verändert

Sie sind wahrscheinlich wie ich in einer Zeit gross geworden, in der absolut alles funktionierte. Ich kam 1992 in die Schweiz, zu einer Zeit, in der es ausreichte, dass der Mann berufstätig und die Mütter Hausfrauen waren. Das Einkommen reichte aus, um damit eine Familie mit Kindern gut über die Runden zu bringen. Es reichte auch aus, um ein Haus zu kaufen und um sich schöne Reisen zu leisten.

Für mich war es damals das typische Ideal eines guten Lebens. Der Massstab der Zufriedenheit, um alles in seinem Leben erreichen zu können und das dann ein Leben lang erhalten bleibt.

Doch das implizite Versprechen der Marktwirtschaft, das es für alle automatisch immer nach oben geht, kann sie schon lange nicht mehr einlösen. Anstatt in einer Aufstiegsgesellschaft zu leben, leben wir seit vielen Jahren bereits in einer Abstiegsgesellschaft.

Berechtigte Zukunftsangst

Immer mehr in unserer Gesellschaft spüren, dass wir immer weiter auseinanderdriften, statt eher zusammen zu stehen. Was vor 20 Jahren noch unvorstellbar schien, ist bereits in vielen Bereichen unseres Lebens traurige Realität. An den äusseren breiten Rändern bewegen sich immer mehr Menschen, die in einem oder sogar in zwei Jobs gleichzeitig arbeiten. Aber lang vor Monatsende kein Geld mehr zum Leben haben.

Neben dem, dass die Löhne real stetig sinken, macht ein weiterer Faktor uns unglücklich.

Unser Arbeitsleben hat sich in den vergangenen Jahren inhaltlich verändert. Unsere Abläufe haben sich beschleunigt und sich immer mehr verdichtet. Wir müssen uns heute viel mehr anstrengen als noch vor Jahren oder unsere Eltern. Es kostet viel Kraft und Anstrengung, einen Status zu erreichen oder gar zu halten.

Wir erleben gerade eine Pandemie, die uns aufzeigt, was wir in der Zukunft weiter zu erwarten haben. Abnehmende Planungsfreiheit in der eigenen Lebensplanung und Vereinsamung in der Gesellschaft.

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